Statement von VDZI-Präsident Jürgen Schwichtenberg

anlässlich der IDS-Wirtschaftspressekonferenz am 14. März 2007:

„Zahntechnische Meisterbetriebe liefern mehr als einfach nur Zahnprothesen.

Logo VDZISie sichern gemeinsam mit dem Zahnarzt die Versorgungsqualität in Deutschland durch ein umfassendes Angebot aller Techniken mit hohem Erfahrungswissen und hohem Service. Dabei wird es bleiben! Das muss in gemeinsamer Anstrengung in der Öffentlichkeit deutlich werden. Der Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) und seine 24 Mitgliedsinnungen kommunizieren seit Ende November 2006 die neue Dachmarke Q-AMZ. Sie stellt für Innungsfachbetriebe einen umfassenden Qualitätsbegriff dar: Dieser setzt an der hohen Qualifikation und persönlichen Verantwortung des Meisters und der Mitarbeiter an und stellt das Meisterlabor als qualitätsorientierten Leistungspartner des Zahnarztes in einer wohnortnahen Versorgung dar. Der Zahnarzt kann im Alltag darauf vertrauen, dass sein Meisterlabor ihm die ganze Vielfalt der zahntechnischen Lösungen mit hohem Erfahrungswissen bereitstellt. Die Zahnersatzversorgung hängt jedoch in starkem Maße von den gesetzlichen Rahmenbedingungen in der gesetzlichen Krankenversicherung ab. Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass die Gesundheitspolitiker die Zahnersatzversorgung immer gerne als Experimentierfeld angesehen haben. In den letzten neun Jahren war die Zahnersatzversorgung allein durchsieben Gesundheitsreformen maßgeblich betroffen, zuletzt mit der Einführung der Festzuschüsse zum Jahr 2005.

Umsatzentwicklung im Zahntechniker-Handwerk

Die Einführung der Festzuschüsse im Jahr 2005 hat zu einem massiven Nachfragerückgang geführt, der die Meisterbetriebe in eine existenzielle Krise gestürzt hat. Das vierteljährlich vom VDZI durchgeführte Konjunkturbarometerhat sich dabei als Frühindikator für die Branchenentwicklung erwiesen. Danach sind die Umsätze der gewerblichen Laboratorien im Jahr 2005 um fast 30 Prozent zurückgegangen. Die offizielle Ausgabenstatistik der gesetzlichen Krankenkassen weist für das Jahr 2005 einen Rückgang von 32 Prozent auf.

Auch im zweiten Jahr nach Einführung des Festzuschuss-Systems ist für die Zahnersatzversorgung keine Normalisierung zu verzeichnen. Ganz im Gegenteil: Die betriebswirtschaftliche Lage der Betriebe hat sich dramatisch verschlechtert. Dies bestätigen die aktuellen Zahlen der Konjunkturumfrage des VDZI für das IV. Quartal und das Gesamtjahr 2006.

Zwar hat sich der Gesamtumsatz nach dem Einbruch 2005 im Jahr 2006 um 9,8 Prozent verbessert, jedoch erfolgte dies auf einem um 30 Prozent niedrigeren Ausgangsniveau. Damit liegt der Umsatz 2006 noch um -22,3 Prozent unterhalb des Vergleichsjahres 2004, des Jahres vor Einführung des Festzuschuss-Systems.

Der Anstieg um 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist nach Ansicht des VDZI lediglich damit begründet, dass die Nachfrageausfälle wegen der im Jahr 2005 entstandenen organisatorischen Umsetzungsprobleme des neuen Systems ausgeglichen wurden. Nach wie vor sei aber das Versorgungsniveau geprägt von den strukturellen Systemdefiziten in den Befundstrukturen, die eine Zurückhaltung in der Versorgung durch die Patienten verursachen und eine Normalisierung der Zahnersatz-Nachfrage verhindern.

Nach erheblichen Personalentlassungen in den zahntechnischen Laboren tritt die Krise nun auch bei der traditionell hohen Ausbildungsbereitschaft der Betriebe zutage. Seit 2004 ging die Zahl der neuen Ausbildungsverträge um rund 40 Prozent zurück. Junge Menschen wurden nach ihrer erfolgreichen Ausbildung nach Aussagen der Innungen bis zu 70 Prozent nicht mehr in ihren Ausbildungsbetrieben übernommen.

Auftragsrückgänge haben im personalintensiven Handwerk unmittelbar zur Folge, dass der Bestand der qualifizierten Fachkräfte an die neue Auftragslage angepasst werden muss. Entlassungen sind die Folge. Daher stieg die Arbeitslosigkeit im Zahntechniker-Handwerk im Jahr 2005 um 32,9 Prozent. (…)

Preis- und Lohnniveau

In den letzten vier Jahren wurde das Preisniveau für zahntechnische Leistungen für GKV-Versicherte gesenkt. Hierfür maßgeblich sind die Preisabsenkungen durch das Beitragssatzsicherungsgesetz im Jahr 2003 um 5 Prozent. In den alten Bundesländern wurden mit Einführung der Festzuschüsse in vielen Vertragsbereichen die Preise noch einmal bis zu 4 Prozent abgesenkt. Im gleichen Zeitraum sind die allgemeinen Lebenshaltungskosten um rund 5 Prozent gestiegen.

Damit stellen wir aus Sicht der Verbraucher fest: Zahnersatz ist relativ billiger geworden. Wo die Preise gesenkt wurden, können Löhne in personalintensiven Handwerksbetrieben nicht steigen. Damit verliert das Zahntechniker-Handwerk zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit, Innovations- und Investitionskraft und auf dem Arbeitsmarkt qualifizierte Fachkräfte.

Geld für eine Verbesserung der Festzuschüsse ist durch den Sonderbeitrag, den die versicherten Arbeitnehmer alleine zahlen, vorhanden. Unser Appell geht daher an die Krankenkassen, das von den Versicherten gezahlte Geld für Zahnersatz auch für die Sicherung der Zahnersatzversorgung zur Verfügung zu stellen. Das könnte die Versorgungsqualität der Patienten und die Beschäftigungslage der Labore verbessern, was wir aus gesundheitspolitischen und beschäftigungspolitischen Gründen nur wünschen können.

Eine „Geiz ist geil“-Mentalität – auch durch Empfehlungen der Krankenkassen für Auslandszahnersatz – zu bedienen, verträgt sich nicht mit Spitzenleistungen, die Zahnärzte und Zahntechnikermeister heute in Deutschland erbringen. Es gibt nicht nur eine Qualität des Produktes, sondern auch eine Qualität der Versorgungsstrukturen in Deutschland, die durch umfassende Innovation und Qualifikation der Berufe vor Ort garantiert werden muss.

Die Förderung ausländischen Zahnersatzes führt zu einem Abbau von inländischen qualifizierten Arbeitsplätzen und entzieht Sozialversicherungsbeiträge dem inländischen Wirtschaftskreislauf. Damit wird indirekt auch die Finanzkraft der Krankenkassen geschwächt. Zudem werden durch Auslandszahnersatz die Krankenkassen finanziell nicht entlastet, da sie unabhängig vom Herstellungsort gleiche Festzuschüsse bezahlen müssen. Vielmehr findet ein Export von sozialversicherungspflichtigen Leistungen an nicht europäische Arbeitsplätzen statt, womit die Finanzkraft der Krankenkassen geschwächt wird.

Der Teufelskreis nach unten muss daher beendet werden. Moderne Zahntechnik aus Deutschland ist preiswürdig.Moderner Zahnersatz aus Deutschland leistet für den einzelnen Menschen jahrzehntelang medizinisch und ästhetisch einen hohen Nutzen aufgrund höchster Qualität. (…) Ohne eine flexible Anpassung der Festzuschuss-Richtlinien, an die nach zwei Jahren nun für jeden erkennbaren Schwierigkeiten der Patienten mit diesem System, wird keine Rückkehr zum gewohnten guten Versorgungsniveau in Deutschland erreicht werden können.“

Quelle: Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen
Vollständiger Artikel: Statement von VDZI-Präsident Jürgen Schwichtenberg (Link leider nicht mehr vorhanden.)