Nicht nur auf die Zähne kommt es an

Ein Blick in die Mundhöhle

Essen, Trinken, Schmecken, Sprechen, Atmen – all das passiert mit Hilfe der Mundhöhle. Sie ist ein Multitalent mit vielen wichtigen Aufgaben. Im Zentrum der Mundhöhle vollführt ein einzigartiger, extrem beweglicher Muskel wahre Akrobatik: die Zunge. Sie koordiniert das Sprechen und die Zerkleinerung der Nahrung als ein sehr sensibles Tastorgan. 

Zudem ermöglicht sie es zu saugen und ist somit lebenswichtig für Säuglinge. Küssende genießen den feinen Tastsinn der Zunge. Der Tastsinn hat aber auch eine Schutzfunktion: zusammen mit den Zähnen werden Knochensplitter oder Fischgräten erkannt bevor sie in den weiteren Verdauungstrakt gelangen. Zudem tastet die Zunge ständig den Mundraum und die Zähne ab, erkennt feinste Veränderungen und reinigt die Mundhöhle. Sie registriert sehr genau, was wir gerade essen. Mit Hilfe von vielen winzigen Geschmacksknospen auf der Zungenoberfläche nehmen wir die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig, herzhaft-würzig (umami) und fettig war. Riechen und Schmecken bilden dabei eine Einheit. Auch wenn der Geschmackssinn heute eher für Genuss steht, so ist er überlebenswichtig, um giftige oder verdorbene Nahrung zu meiden.

Speichel: unentbehrlich für gesunde Zähne und Mundhöhle

Wenn wir ausreichend viel trinken, fließen etwa ein bis eineinhalb Liter Speichel am Tag durch unsere Mundhöhle. Auch Geschmacks- und Geruchsempfindungen fördern den Speichelfluss sowie mechanische Reize wie das Kauen. Der Speichel befeuchtet die Nahrung, spaltet komplexe Kohlenhydrate aus Brot oder Nudeln zu kleineren, verdaulicheren Bausteinen und erleichtert das Schlucken. Mit seinen antibakteriellen Eigenschaften bildet Speichel die erste Barriere im Mund gegen Krankheitserreger. Auch für die Zähne hat Speichel eine wichtige Reparatur- und Schutzfunktion: Er enthält alle erforderlichen Mineralstoffe, die in der Zahnhartsubstanz wichtig sind. Speichel wirkt durch diese Remineralisationsförderung Karies entgegen. Darüber hinaus weist Speichel beschichtende, schützende und Säure puffernde Bestandteile auf. Zu wenig Speichelfluss bedeutet auch ein erhöhtes Risiko für Karies. Mundtrockenheit tritt beispielsweise bei der Einnahme von bestimmten Medikamenten oder als Folge von Erkrankungen wie Diabetes auf. Patienten mit trockenem Mund haben zudem oft Probleme beim Essen, Schlucken und Sprechen.

Mundflora: bei jedem Menschen individuell

Mehrere hundert verschiedene Arten von Mikroorganismen bevölkern unsere Mundhöhle. Diese Kleinstlebewesen wie Bakterien und Pilze bilden die Mundflora. Nur wenige Keime sind direkt krankheitsauslösend. Die Zusammensetzung kann bei jedem Menschen individuell sein. Wird das physiologische Gleichgewicht gestört, können Krankheiten begünstigt werden. So kann eine zuckerreiche Ernährung zu einer starken Vermehrung kariesverursachender Bakterien führen. Zucker dient den Bakterien als Nahrung. Sie bauen ihn zu Säuren ab. Diese Säuren können dem Zahnschmelz Mineralien entziehen. Die Zahnhartsubstanz wird zerstört. Karies entsteht. Früher glaubte man, dass allein das Vorhandensein von Streptococcus mutans in der Mundhöhle zu Karies führt. Jedoch ist Streptococcus mutans auch bei Menschen ohne Karies Teil der physiologischen Mundflora. Der Biofilm, auch als Plaque bezeichnet, besteht aus vielen unterschiedlichen Keimarten, bei der jede bei der täglichen Bildung des Zahnbelags auf den Zähnen seine Funktion hat. Erst, wenn dieser Belag nach einer Zeit „ausgereift“ ist, können Karies oder Zahnfleischentzündungen entstehen. Daher betrachten Zahnärzte diese Erkrankungen heute als von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. So haben Ernährung, Speichelfluss oder die Zahnpflege einen wichtigen Einfluss. Wesentliches Ziel für die Prävention ist es daher, dass sich die Mundflora in ihrem physiologischen Gleichgewicht befindet.

Textquelle:  Initiative proDente