Steckt der Zahn das Herz an?

Der Zahnarzt und seine interdisziplinären Aufgaben

Bakterien wandern über die Mundhöhle bis in die Gefäße des Herzens und lösen dort eine Endokarditis aus? Gibt es Wechselwirkungen von Entzündungen in der Mundhöhle auf den Zustand von Diabetes?
Zusammenhänge zwischen Erkrankungen der Zähne und Allgemeinerkrankungen sind immer mehr ein Aspekt, der bei medizinischer Diagnose und Therapie mit berücksichtigt wird. Wenn es Beeinflussungen von Bakterien der Mundhöhle auf das gesamte System gibt, liegt es auch in der Hand des behandelnden Zahnarztes dem entgegenzusteuern. Jeder sollte mindestens einmal besser noch zweimal im Jahr zu Vorsorge beim Zahnarzt erscheinen. In kaum einem anderen medizinischen Bereich ist die Vorsorge so umfangreich und regelmäßig wie in der Zahnmedizin. Neben dem Schutz der Zähne spielt die Zahngesundheit aber auch in anderen medizinischen Bereichen eine entscheidende Rolle. 

Nächtliches Zähneknirschen

Zahlreiche Menschen knirschen und pressen nachts mit den Zähnen. Die Ursache sind oft psychische Belastungen wie Stress. So werden Probleme buchstäblich immer und immer wieder durchgekaut. Wer auf Dauer mit den Zähnen knirscht, kann seinem Gebiss großen Schaden zufügen: Nicht nur der Schlaf wird gestört, auch Zahnschäden und Spannungsschmerzen in Kopf, Kiefer und Schultern und sogar Tinnitus (Ohrgeräusche, Ohrensausen) können die Folge sein.

Aufgabe des Zahnarztes ist es, frühzeitig erste Abnutzungserscheinungen am Gebiss wahrzunehmen. Er kann die Symptome mit Hilfe einer Kauschiene, die die Zähne und das Kiefergelenk entlastet, lindern. Je nach dem Schweregrad kann er dem Patienten eine spezielle Physiotherapie zur Lockerung der Kiefermuskeln verschreiben oder autogenes Training und Entspannungsübungen empfehlen. In schweren Fällen wird er dem Patienten zu einer Psychotherapie raten.

Frühzeitige Diagnose beim Mundhöhlenkrebs entscheidend

Eine besondere Rolle kommt dem Zahnarzt im Kampf gegen den Mundhöhlenkrebs zu. Die aggressive Krebsart kommt am häufigsten im Bereich des Mundbogen oder am Zungenrand vor und macht sich im Anfangsstadium durch weißlich-rötliche Verfärbungen bemerkbar. Entdeckt der Zahnarzt solch krankhafte Veränderungen der Mundschleimhaut frühzeitig, sind gute Heilungschancen gegeben.

Als erstes wird er einen Abstrich veranlassen. Lautet die Diagnose „Mundhöhlenkrebs“ bietet nur die Operation eine echte Heilungschance. Diese ist Sache des Kieferchirurgen, welcher dabei etwa einen Zentimeter in die gesunde Umgebung hinein operieren muss, um alle vorhandenen Krebszellen zu entfernen. Meist entsteht dadurch ein relativ großer Defekt, der durch eine Transplantation ausgeglichen werden kann. Ursachen für Mundhöhlenkrebs sind große Mengen an Alkohol, Tabakkonsum und eine schlechte Mundhygiene.

Schnarch-Therapie-Gerät vom Zahnarzt

Rund zwei Millionen Menschen leiden in der Bundesrepublik unter der sogenannten „obstruktiven Schlafapnoe“. Sie bezeichnet ‚krankmachendes Schnarchen’, welches mit Atemstörungen verbunden ist. Um gezielter gegen das Phänomen Schnarchen anzugehen, setzt die Arbeitsgemeinschaft für angewandte Schlafmedizin (AfaS) zahnmedizinische Erkenntnisse zu Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms ein.

Nach der Diagnostik im Schlaflabor, wo krankmachendes Schnarchen vom harmlosen unterschieden werden kann, kann die mildere Form des Syndroms mit einem intraoralen Schnarch-Therapie-Gerät in der zahnmedizinischen Praxis behandelt werden. Internationale wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen heute übereinstimmend, dass Schnarchen und die damit verbundenen Atmungsstörungen dramatische Auswirkungen auf die Lebenserwartung haben und sich als besondere Risikofaktoren auch in lebensbedrohlichen Erkrankungen auswirken können.

Parodontitis beeinflusst den gesamten Körper

Zahlreiche Studien und Forschungsprojekte befassen sich heute mit den Wechselwirkungen zwischen der Mundgesundheit und dem Gesamtorganismus des Menschen. Sie belegen, dass Entzündungen im Körper, wie beispielweise am Herzen oder an der Gebärmutter durch Bakterien aus der Mundhöhle beeinflusst werden. Die Bakterien stammen aus Zahnbetterkrankungen, von wo aus sie in die Blutbahn gelangen und an weit entfernten Stellen im Körper eineEntzündung auslösen können. In diesem Zusammenhang ist es für den Zahnarzt sehr wichtig, über Allgemeinerkrankungen des Patienten informiert zu sein.

Untersuchungen deuten darauf hin, dass Patienten, welche an Parodontitis erkranken, ein erhöhtes Risiko haben, einenHerzinfarkt zu erleiden. An den Gefäßen, welche von Arterienverkalkungen betroffen waren, konnten Bakterien nachgewiesen werden, welche sonst ausschließlich in entzündeten Zahnfleischtaschen vorkommen. Auch Diabetiker scheinen von den Wechselwirkungen betroffen zu sein. Jüngste Studien zeigen, dass erfolgreiche Parodontitisbehandlungen postitive Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel haben. Umgekehrt ist bei schwangeren Frauen mit einer unbehandelten Zahnbetterkrankung das Risiko einer Frühgeburt um das Siebenfache erhöht.

Als bester Garant gegen ein Entzündung des Zahnfleisches gilt noch immer das regelmäßige und gründliche Zähnputzen. Außerdem verhindern Hilfsmittel wie Zahnseide, Zwischenraum-Bürsten und Mundspüllösungen das Entstehen von Entzündungen.

Textquelle: Initiative proDente