Diabetes beeinflusst auch die Zahngesundheit

Wichtig: Erste Symptome erkennen

Der Diabetes mellitus, eine chronische Störung des Blutzuckerstoffwechsels, kommt oft schleichend. Nicht selten bleibt die Krankheit über Jahre unerkannt. Erste Symptome werden anderen Ursachen zugeordnet. Für die Betroffenen kann das vielfältige Folgen haben. Ein unerkannter oder sehr schlecht eingestellter Diabetes kann im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Außerdem drohen Nieren-, Nerven- sowie Gefäßschädigungen. Zahnmedizinische Studien zeigen, dass Diabetiker des Typs 1 und des Typs 2 ein dreifach höheres Risiko haben, an Parodontitis, einer ernstzunehmenden Entzündung des Zahnhalteapparates, zu erkranken. 

„Bei Diabetikern schreitet die Parodontitis wesentlich schneller voran als bei anderen Patientengruppen“, berichtet der Zahnarzt Joachim Hoffmann von der Initiative proDente. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Diabetiker auf Parodontitis-Therapien schlechter ansprechen als andere Patienten. „Umso wichtiger ist es, die Krankheit frühzeitig zu erkennen, damit man sich als behandelnder Zahnarzt darauf einstellen kann“, erklärt Hoffmann. Nicht selten empfiehlt der Zahnarzt auf Grund seiner Befunde dem Patienten, eine Abklärung einer möglichen Diabeteserkrankung beim Hausarzt vornehmen zu lassen.

Symptome als Warnsignal

Im Wesentlichen werden in der Medizin acht Symptome aufgeführt, welche auf eine Diabeteserkrankung hinweisen können:

  • Großer Durst
  • Großer Hunger
  • Ständiger / häufiger Harndrang
  • Plötzlicher Gewichtsverlust
  • Schlecht heilende Wunden
  • Sehflimmern / Sehstörungen
  • Ständige Erschöpfung / Müdigkeit
  • Gefühllose Hände und Füße

„Besonders hellhörig sollten Patienten werden, die unter drei oder mehreren der angegebenen Symptome leiden“, so Hoffmann. Sicherheit können die Betroffenen erhalten, indem sie bei ihrem Hausarzt einen Blutzuckertest und eine Blutentnahme machen lassen. Er kann dann genau feststellten, ob und wenn ja, welche Form des Diabetes vorliegt. Der Patient hat nun die Möglichkeit, geeignete Maßnahmen zu ergreifen und die Erkrankung sowie ihre Folgen in den Griff zu bekommen. „Wichtig ist auch, dass ein Diabetespatient alle Fachärzte und auch den Zahnarzt über seiner Krankheit informiert“, unterstreicht Hoffmann. Nur dann könne man ihm die bestmögliche medizinische Versorgung garantieren.

Diabetes und Parodontitis: Gefährliches Duo

Diabeteserkrankungen nehmen rasant zu. In Deutschland sind sechs Millionen Menschen von Diabetes Typ 2, früher auch Altersdiabetes genannt, betroffen. Dazu kommen noch zwei Millionen, die an Diabetes Typ 1 leiden. Zudem ist die Dunkelziffer groß, da sich Diabetes schleichend entwickelt und oft über Jahre nicht erkannt wird. Für Diabetiker ist besondere Vorsicht in Sachen Zahn- und Mundgesundheit geboten. Sie haben ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Parodontitis. Bei Menschen, die an Diabetes mellitus leiden, produziert die Bauchspeicheldrüse überhaupt kein Insulin mehr (Diabetes Typ 1) oder nur wenig (Diabetes Typ 2). Die unvermeidliche Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt. Bleibt dies unerkannt, schädigt die hohe Menge Zucker im Blut auf Dauer vor allem die feinen Blutgefäße in Augen, Herz, Niere und den Gliedmaßen. Um das zu verhindern, gibt es für Diabetiker zahlreiche Medikamente oder die Möglichkeit, Insulin zu spritzen. Ein gut eingestellter Diabetiker kann seine Lebensqualität deutlich verbessern. Trotzdem ist er erhöhten Risiken ausgesetzt. Dies gilt auch für seine Zahn- und Mundgesundheit.

Gravierende Folgen

Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko an einer Parodontitis, einer chronischen Entzündung des Zahnhalteapparates, zu erkranken. Die Folgen einer unbehandelten Parodontitis sind schwerwiegend: Das Stützgewebe des Zahnes – Zahnknochen und Zahnfleisch – wird abgebaut und der Zahn verliert an Festigkeit, es droht der Zahnausfall. Einerseits wird eine Parodontitis in der Zahnmedizin als Komplikation des Diabetes mellitus angesehen. Andererseits kann eine Parodontitis einen Diabetes negativ beeinflussen oder gar zu seiner Entstehung beitragen.Bei der Parodontitis handelt es sich um eine chronische Entzündung, von der nicht nur der Mundraum betroffen ist. Vielmehr lassen sich die Entzündungswerte im gesamten Körper nachweisen. Diese Entzündungsmoleküle können die Wirkung des Insulins verringern. Dadurch können sich Nicht-Diabetiker zu Prä-Diabetikern, Prä-Diabetiker zu Diabetikern und gut eingestellte Diabetiker zu Patienten mit schlecht eingestelltem Blutzuckerspiegel entwickeln.

Parodontitis bekämpfen

Angesichts der drohenden Folgen muss eine Parodontitis schnellstmöglich gründlich behandelt werden. Außerdem gilt es zu verhindern, dass die Erkrankung des Zahnhalteapparates chronisch wird. Der Zahnarzt wird zuerst einen parodontalen Komplettbefund erheben und anschließend gegebenenfalls mit der Therapie starten. Aufgrund der wechselseitigen Beeinflussung von Parodontitis und Diabetes ist es sinnvoll, wenn die Therapie in enger interdisziplinärer Abstimmung mit dem Hausarzt, bzw. Internisten oder Diabetologen, erfolgt. Eine wichtige Aufgabe des Zahnarztes ist die Information des behandelnden Arztes über den Parodontalzustand des Patienten. Bei der langfristigen Behandlung der Parodontitis muss der Diabetespatient Geduld mitbringen. Klinische Studien weisen darauf hin, dass Diabetiker schlechter bzw. langsamer auf Therapien reagieren, als andere Patienten. Entscheidend für den Therapieerfolg ist auch, ob der Diabetiker gut oder schlecht eingestellt ist. Betroffene mit gut eingestelltem Blutzucker haben langfristig gute Chancen, die Parodontitis erfolgreich zu behandeln. Bei schlecht eingestellten Diabetikern sind die Chancen dagegen deutlich geringer.

Auf die Mitarbeit kommt es an

Eine Parodontitis-Therapie besteht aus mehreren Bausteinen. Zum einen befreit der Zahnarzt in regelmäßigen professionellen Reinigungen die Zähne von Plaque und Zahnstein. Je nach Schweregrad und Verlauf der Vorbehandlung bei einer Parodontitis müssen operative Eingriffe ggf. mit Antibiotikagabe erfolgen. Wesentlich ist die eigenverantwortliche Mitarbeit des Patienten. Ein Diabetiker mit Parodontitis muss eine sehr gute häusliche Mund- und Zahnhygiene leisten, um die Krankheit auf Dauer erfolgreich zu bekämpfen. Dazu gehören zweimal am Tag gründliches Zähneputzen und Säubern der Zahnzwischenräume mit entsprechenden Hilfsmitteln wie Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten. Die Zahnpasta sollte fluoridhaltig sein. Bei Patienten mit chronischen parodontalen Entzündungen eignen sich Zahnpasten und Mundspüllösungen mit einer Anti-Plaque-Wirkung und entzündungshemmenden Effekten.

Anfällig für Karies

Neben dem erhöhten Risiko von Diabetikern, an einer Parodontitis zu erkranken, stellt der verminderte Speichelfluss in Folge von erhöhten Blutzuckerwerten eine weitere Ursache für Krankheiten dar. Weil der Speichel eine antibakterielle Wirkung besitzt und Mineralien enthält, die für eine ständige Reparatur der Zähne sorgen, kann bei trockenem Mund der Zahnschmelz schneller angegriffen werden und Karies entstehen. Deshalb sollten Diabetiker viel trinken, ihre Zähne sorgfältig reinigen und regelmäßig vom Zahnarzt kontrollieren lassen.

Gute Planung beugt Komplikationen vor

Bei Menschen mit Diabetes heilen Wunden nach operativen Eingriffen oft nur langsam, häufig sogar schlecht.Deshalb sollten die Betroffenen ihren Zahnarzt vor einem chirurgischen Eingriff unbedingt auf die Diabeteserkrankung hinweisen. Ist der Zahnarzt informiert, wird er im Vorfeld und während des Eingriffes Rücksicht auf die Erkrankung nehmen. Besondere Bedeutung kommt der Terminwahl der Operation bei. Da die Eingriffe meist planbar sind, ist es sinnvoll, kürzere, zeitliche überschaubare Eingriffe morgens nach dem Frühstück und nach der eventuellen Insulininjektion durchzuführen. So kann man einer möglichen Unterzuckerung vorbeugen, indem man einkalkuliert, dass man womöglich nach der Zahnoperation einige Stunden nicht essen darf. Ist sich der Patient nicht sicher, ob der Diabetes gut eingestellt und die Insulindosierung richtig ist, sollte er vor der Zahnoperation erst seinen behandelnden Arzt aufsuchen. Wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen, komplikationslosen Eingriff ist die bestmögliche Einstellung des Blutzuckerwertes. Ist der Blutzuckerwert dauerhaft sehr bedenklich oder starken Schwankungen unterworfen, muss entschieden werden, ob längere zahnärztliche Eingriffe in einer Klinik durchgeführt werden sollten.

Bestmögliche Vorbereitung

Müssen sich langjährig erkrankte oder schlecht eingestellte Diabetespatienten einer Zahnoperation unterziehen, ist es unter Umständen sinnvoll, Antibiotika im Vorfeld zu verordnen. Die Therapie wird 24 Stunden vor dem Eingriff begonnen, um einen ausreichenden Gewebespiegel zu erreichen und eine Bakteriämie, also das Einschwemmen von Bakterien in den Blutkreislauf, zu verhindern. Nimmt der Patient das Präparat noch drei bis sechs Tage weiter, kann er mögliche Infekte verhindern und die Wundheilung beschleunigen.

Textquelle: Initiative proDente