Mc Zahn AG vor dem Aus – Wie weiter für Praxen und Patienten?

Insolvenz nach zwei skandalreichen Jahren!

Eine Verkettung von Skandalen und negativen Schlagzeilen ließ Gerüchte schon länger köcheln. Ende September beantragte die McZahn AG die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. (hdk) – Die großen Pläne des Zahnersatz-Importeurs sind endgültig gescheitert. Statt der ursprünglich bis 2009 geplanten über 400 Franchise-Praxen arbeiteten zuletzt sechs Zahnärzte für das Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Willich. Immer wieder war es in den letzten zwei Jahren in den Fokus der Medien geraten, Rechtsstreite mit Franchise-Nehmern sowie unvollendete oder stark verzögerte Patienten-Versorgungen demontierten den Leumund hinter dem McZahn-Slogan „Zahnersatz zum Nulltarif“.

Im August erst nahm die Staatsanwaltschaft Wuppertal Ermittlungen wegen des Vorwurfs gefälschter Konformitätserklärungen auf, wobei ein Schaden von bis zu 860.000 Euro entstanden sein soll (ZT berichtete). Zuletzt wurde der im Juni 2008 ausgeschiedene Vorstandsvorsitzende der McZahn AG, Werner Brandenbusch, von McZahn des Betrugs beschuldigt und von Zahnarzt Ralph Koeser, dem damaligen Franchise-Nehmer aus dem ostwestfälischen Bünde, wegen Nötigung angezeigt.

Den Vorwürfen zufolge hatte Brandenbusch den Franchise-Zahnarzt wenige Wochen nach Abschluss des Vertrages im Dezember 2006 in einem Schreiben aufgefordert, alle Honarar-Forderungen gegenüber Patienten an eine Factoring-Firma abzutreten, statt sie an die kassenzahnärztliche Vereinigung weiterzuleiten. Der Zahnarzt aus Bünde weigerte sich, woraufhin ihm McZahn die Belieferung mit Zahnersatz gestrichen haben soll.

Weil der Mediziner sich zuvor festgelegt hatte, nur dort Material zu beziehen, konnte er sich nicht mehr kurzfristig versorgen. Die Praxis wurde geschlossen; 111 Patienten konnten in Bünde nicht weiter behandelt werden und mussten mit Provisorien im Mund vorlieb nehmen. Nach der Insolvenz wolle nun die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Nordrhein die Versorgung der Patienten sicherstellen; die sechs McZahn-Praxen blieben vorerst geöffnet.

Franchise-Nehmer haben im Falle einer Insolvenz außerordentliches Kündigungsrecht und können so die Lieferantenbindung beenden – dürfen dann aber das Logo nicht weiterverwenden. Die „Rheinische Post“ berichtete unterdessen, das Unternehmen habe versucht, den Markennamen „Mc-Zahn“ und Gelder auf einen Anteilseigner der AG zu übertragen, um diese Vermögensbestände vor der Konkursverwaltung zu schützen. Der derzeitige Aufsichtsrat der AG dementierte den Vorwurf. Das Thema „Versorgung ohne Zuzahlung“ ist mit der Insolvenz jedoch nicht vom Tisch: Anfang Oktober eröffnete McZahn-Konkurrent „Dr.Z“ in Aachen seine fünfte Filiale.

Quelle (mit freundlicher Genehmigung von):
Zahntechnik-Zeitung. Die Monatszeitung für das zahntechnische Labor

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