Entwarnung in Sachen Zucker und Karies

Der Einfluss des Zuckerkonsums bei Kariesentstehung wird nach Professor T. Attin möglicherweise überschätzt.

Allein bei Kindern ist ein drastischer Rückgang der Karies von über 58% in den letzten 10 Jahren zu vermerken. Ferner sprach er auf dem 15. Deutschen Kongress für Präventive Zahnheilkunde in Dresden von einer Trendwende in der Kariesforschung hin zu individuellen Risikofaktoren, dabei werden Zahnstellung, Zahnform, Speichel und Immunsystem der Betroffenen in die moderne Krankheitsmodelle mit einbezogen.

(IME/Frankfurt/M.) Die Rolle des Zuckerverzehrs bei der Kariesentstehung werde womöglich überschätzt, obwohl Zucker am Zahn als „Milieubildner“ für Kariesbakterien (streptococcus mutans) von grundsätzlicher Bedeutung sei. Das referierte der Kariologe Professor Thomas Attin von der Universität Zürich auf dem 15. Deutschen Kongress für Präventive Zahnheilkunde in Dresden. Attin untermauerte seine These anhand einer übergreifenden Analyse mehrer Studien. In diesen konnte kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Kariesentstehung nachgewiesen werden.

Der Experte berichtete ferner von einer Trendwende in der Kariesforschung. Während deren Hauptaugenmerk bislang auf einzelnen Mikroorganismen lag, werden heutzutage vermehrt individuelle Variablen einschließlich genetischer Faktoren untersucht. Unter anderem werden Zahnstellung, Zahnform, Speichel und Immunsystem der Betroffenen in moderne Krankheitsmodelle mit einbezogen. „Zur Zeit ist allerdings noch nicht geklärt“, so der Wissenschaftler, „wie diese zahlreichen Einflusskomponenten im Einzelnen ineinander greifen müssen, um die Entstehung einer Karies möglich zu machen.“

Weitere Wissenschaftler sehen in dem drastischen Rückgang der Karies allein bei Kindern um 58,8 Prozent während der letzten 10 Jahre in erster Linie einen Erfolg der verbesserten Mundhygiene und dem Einsatz von Fluoriden. Diese, so das Fazit von Prof. Cor van Loveren vom Akademischen Zentrum für Zahnheilkunde in Amsterdam/Niederlande, sind im Zweifel leichter in der breiten Bevölkerung umzusetzen als eine so genannte Ernährungslenkung.

Quelle: Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten