MDK-Studie: Zahnersatz aus dem Ausland rechnet sich nicht

Zahnersatz aus dem Ausland weist Mängel auf.

Nach einer weiteren Studie des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) in Rheinland-Pfalz waren fast ein Drittel der untersuchten Arbeiten mangelhaft. Bei zwei Dritteln dieser beanstandeten Arbeiten wurde eine vollständige Neuanfertigung empfohlen. Schon 2004 hatte der MDK auf ähnliche Mängel bei Zahnersatz aus dem Ausland hingewiesen. Auch angesichts dieser Untersuchung plädieren viele Zahnärzte und Zahntechnikermeister für eine wohnortnahe Versorgung.

Seit einigen Jahren werden deutsche Patienten geködert, ihren Zahnersatz im Ausland anfertigen und einsetzen zu lassen Niedrige Löhne, billige Raummieten und geringe Laborkosten sollen zu einem erschwinglichen Angebot führen. Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) in Rheinland-Pfalz begutachtet daher in zunehmendem Maße ausländischen Zahnersatz im Auftrag der Gesetzlichen Krankenkassen. Für 2006 und 2007 wurde erneut eine Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universität Mainz in Auftrag gegeben um die Qualität und die Kosteneffektivität dieser zahnmedizinischen Versorgungen im Ausland unter die Lupe zu nehmen. Die vorangegangene Studie kam 2004 zu dem Schluss, dass die angefertigten Arbeiten im Ausland vor allem bei den festsitzenden Zahnversorgungen qualitativ unzureichend und mit nicht unerheblichen Mängeln behaftet waren. Die Studie wurde jetzt für den Zeitraum 2006 bis 2007 fortgeführt um die Entwicklung in diesem Segment nach weiteren zwei Jahren zu beurteilen.

Neue Ergebnisse für 2006 und 2007

Dr. Christine Baulig, Koordinatorin des Fachgebiets Zahnmedizin vom MDK Rheinland-Pfalz publizierte die bisher unveröffentlichten Ergebnisse der neuen Studie in der Fachzeitschrift Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift (DZZ).

In diesem Beitrag beanstandete Baulig, dass nur in 51 Prozent der Fälle ein deutscher Heil- und Kostenplan vor der Behandlung im Ausland erstellt wurde. In Deutschland ist jedoch dieser Heil- und Kostenplan vor der Anfertigung von Zahnersatz für jeden gesetzlich Krankenversicherten Pflicht. Er gibt dem Patienten die Gewissheit, dass seine Zahnersatzplanung den Richtlinien und den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Zudem erhält der Patient in Deutschland eine zusätzliche Konformitätserklärung des zahntechnischen Labors mit Informationen über die verwendeten Materialien, deren chemische Zusammensetzung und den Herkunftsort des Zahnersatzes sowie eine zweijährige Gewährleistungspflicht.

Qualität der Versorgung

Vorbehandlungen, wie das Entfernen nicht erhaltungswürdiger Zähne, notwendige Wurzelkanalbehandlungen oder Parodontitis-Therapien scheinen im Ausland dagegen eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Der „ausländische“ Zahnersatz entsprach lediglich in zwei Drittel der Fälle den in Deutschland festgelegten Richtlinien. Aus den vorliegenden Rechnungen konnte nur in den wenigsten Fällen die Art der prothetischen Versorgung nachvollzogen werden. Eine Konformitätserklärung lag in keinem der begutachteten Fälle vor.

Fazit des MDK Rheinland-Pfalz

Immerhin 45 Prozent der Auslandsversorgungen waren nach deutschen Gesetzen und Richtlinien mangelhaft. Die Patienten müssen in diesen Fällen mit weiteren Kosten für Nachbesserungen oder Neuanfertigungen rechnen.

Völlig unklar ist derzeit, wer die Mängel an dem im Ausland angefertigten Zahnersatz behebt und für die dabei entstehenden Kosten aufkommt. Deutsche Zahnärzte können eine Nachbesserung von Mängeln an „ausländischem Zahnersatz“ ablehnen, so lange es sich nicht um Notfallsituationen handelt. Auch die Gesetzliche Krankenversicherung ist nicht prinzipiell verpflichtet, Mängelkorrekturen zu bezahlen. Letztendlich trägt also der Versicherte das Risiko der Zahnersatzversorgung im Ausland selbst.

Kontakt:
Dr. Christine Baulig
Referentin und Koordinatorin
Fachgebiet Zahnmedizin
Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz
Albiger Strasse 19 d
55232 Alzey
Tel.: 06731-486250
Fax: 06731-486291

Textquelle: proDente e.V.