Besucherzuwachs von rund 6 Prozent auf nahezu 100.000
Damit ging in Köln nach fünf Tagen die IDS – 32. Internationale Dental-Schau -, die weltgrößte Messe für Zahnmedizin und Zahntechnik, zu Ende. Sie ist höchst international: 35 Prozent der Fachbesucher kamen aus dem Ausland, aus 150 Ländern. Von den Ausstellern kamen 62 Prozent aus dem Ausland, die Zahl der beteiligten Länder lag bei 54. Damit ist die alle zwei Jahre in Köln stattfindende IDS auch in diesem Jahr wieder eine Rekordveranstaltung in allen Belangen: Die Zahl der ausstellenden Unternehmen stieg um exakt 200 Anbieter auf nun 1.742, die Brutto-Hallenfläche von 107.000 auf 130.000 Quadratmeter. „Die Veranstaltung übertrifft jedes Mal aufs Neue das schon hervorragende Ergebnis der Vorveranstaltung. Besucher und Aussteller sind begeistert von der IDS, nirgendwo treffen sich Angebot und Nachfrage in diesem Umfang und in dieser Qualität. Auf der IDS kommt die gesamte Branche aus aller Welt zusammen. Die Veranstaltung ist die unangefochtene globale Leitmesse für Zahnärzteschaft, Zahntechnikerhandwerk, Dental-Industrie und Dentalfachhandel,“ fasste Dr. Martin Rickert, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie (VDDI), zusammen.
Fachliche Betrachtung der IDS 2007
Die moderne Verbindung zwischen High-tech und hochzufriedenem Patienten
Seit fünf Jahren treibt der Wunsch vieler Patienten nach Mundgesundheit und Ästhetik bis ins hohe Alter die Dentalbranche mit noch höherer Geschwindigkeit voran als in den 50 Jahren davor. Zwar sind die Grundbedürfnisse der Menschen im Wesentlichen gleich geblieben, doch heute lassen sie sich wirklich befriedigen – zumindest in der Zahnheilkunde. Es ist vor allem eine leistungsfähige Digitaltechnik, die die Möglichkeiten in Diagnose und Therapie bis hin zu Kronen, Brücken und Implantaten deutlich verbessert. Einen neuerlichen Schub hat die Internationale Dental-Schau 2007 gegeben, die weltweit alle wichtigen Entwicklungen in diesem Gesundheitsbereich präsentiert.
Scharfe Diagnose – gezielte Therapieplanung
Im Bereich der Diagnose hat insbesondere die Röntgentechnologie einen fundamentalen Wandel vollzogen: analog ist out – digital ist in. Zu den im Einzelnen nochmals verbesserten Speicherfoliensystemen oder CMOS- bzw. CCD-Sensoren hinaus haben sich moderne, in Platzbedarf wie Preis speziell auf die Zahnarztpraxis zugeschnittene Volumentomographen gesellt. Sie erreichen zwar noch nicht die Auflösung der klassischen Verfahren, bieten dafür aber dreidimensionale Bildinformationen. Die in praxisüblichen Bissflügelaufnahmen nicht zu identifizierende aktive Karies auf Glattflächen oder in Fissuren kann jetzt ein Fluoreszenz-System sichtbar machen. Neben dem bakteriellen Befall spielen auch Pilzinfektionen eine große Rolle. Besonders bei Prothesenträgern und immungeschwächten Patienten kommen sie häufig vor. Mehr als 99 Prozent der potenziellen Erregertypen analysiert das molekulargenetische Labor erstmals schnell und präzise mit Hilfe eines DNA-Chips.
Die aktuell verbesserten Diagnosemöglichkeiten gestatten eine immer individuellere Behandlung. Dabei setzt sich der Trend zu minimalinvasiven Eingriffen fort. So hilft eine dreidimensionale Darstellung, auch einen verlagerten Weisheitszahn deutlich schonender zu entfernen. Zweidimensionales Röntgen entwickelt in Kombination mit den aktuellen Filterfunktionen der zugehörigen Software in vielen Bereichen neue Stärken. Bei endodontischen Behandlungen sind jetzt selbst ISO-06-Feilen deutlich zu erkennen. So kann der Wurzelkanal genau in der richtigen Länge aufbereitet werden. Unter „Fluoreszenz-Kontrolle“ lässt sich Karies ohne unnötigen Verlust an gesunder Zahnhartsubstanz entfernen. Ein neues Handstück für einen Karies abtragenden Laser gibt dank seiner taktilen Führung mit Kontakt zum Zahn dem Behandler besonders im schwer einsehbaren Molarenbereich Sicherheit und vermag darüber hinaus zugleich zwischen gesundem und von Karies befallenem Gewebe zu differenzieren. Weniger laseraffine Zahnärzte greifen auf Keramikfräser zurück. Diese versprechen ein gezieltes Entfernen von kariösem weichen – bei Schonung des gesunden harten – Dentins.
Adhäsive immer fehlertoleranter
Nach der Exkavation folgt im Praxisalltag oftmals eine klassische direkte Füllung. Dieses Thema hielt vor der IDS 2007 so mancher vielleicht schon für ausgereizt, doch macht beispielsweise die Adhäsivtechnik immer noch deutliche Fortschritte. Zwar ist eine penible Einhaltung der Anwendungsvorschriften auch heute noch das A und O, doch die Systeme werden robuster. So bildet sich bei bestimmten Adhäsiven der jüngsten Generation die Hybridschicht selbst dann mit einem hinreichenden Vernetzungsgrad aus, wenn statt des idealen „wet bonding“ trockengeblasen wurde. Neue Füllungsmaterialien unterbieten sich gegenseitig bei den Werten für den Polymerisationsschrumpf. Darüber hinaus haben aktuelle Studienergebnisse Fluorid freisetzende Materialien neuen Schwung verliehen.
Vollkeramik gewinnt Terrain
Werden bei stärkerer Zerstörung oder Verlust von Zähnen indirekte Restaurationen notwendig, so fällt die Wahl immer häufiger auf Keramik. Schon rund ein Fünftel aller Kronen wird heute metallfrei angefertigt. Insbesondere der Werkstoff Zirkonoxid gewinnt weiter an Bedeutung, und die marktgängigen CAD/CAM-Systeme erfahren neue Erweiterungen. Eine Hochgeschwindigkeits-Produktionsmaschine, die in Fräszentren verwendet werden kann, ermöglicht dank einer besonderen Anordnung ihrer fünf Achsen und der diagonalen Laufrichtung besonders große Freiheiten bei der Formgebung und Gestaltung, beispielsweise in unter sich gehenden Bereichen. Vor allen Dingen jedoch haben sich die Optionen bei der Fertigung vollkeramischer Restaurationen vervielfacht: chairside oder labside, im eigenen Betrieb fräsen oder extern, via Wachsmodellation oder über die Konstruktion am Bildschirm zum perfekten Gerüst gelangen. Hier kommt es heute weniger auf die technische Machbarkeit als auf Wirtschaftlichkeit, persönliche Vorlieben und die Positionierung des zahntechnischen Labors bzw. der Praxis an.
Insbesondere für Zirkonoxid lassen sich mit Hilfe der Überpresstechnik dem Patienten preislich abgestufte Therapievorschläge unterbreiten. Andererseits bieten neue EM-Werkstoffe jedoch dank des heute möglichen Verzichts auf Komponenten wie Palladium und Kupfer gegenüber herkömmlichen Produkten eine besondere Bioverträglichkeit und werden so für sensible Patienten interessant – zum Beispiel im Falle eines Risikos für Unverträglichkeitsreaktionen auf Methacrylate aus Adhäsiven. Auf der anderen Seite des Spektrums stehen weiter entwickelte Nicht-Edelmetall-Legierungen, die sich zum Beispiel im Labor einfacher und sicherer verarbeiten lassen als ihre Vorgänger. Als weitere Alternativen bieten sich unter anderem innovative Silber-Basis-Legierungen und gefrästes Titan an.
Neues in der Implantologie
Außer Vollkeramik boomt weiterhin die Implantologie, wobei sich die Erkenntnisse aus diesem Bereich und aus der Parodontologie gegenseitig befruchten. Denn sowohl für eine langfristig gute Prognose als auch für eine perfekte Ästhetik ist die harmonische Abstimmung von Restaurationen und Gingivaverlauf, von Weichgewebs- und Knochenmanagement unerlässlich. Auch in diesem Bereich leistet die digitale Diagnostik einen wertvollen Beitrag. Vor allem jedoch ermöglicht sie im Zusammenspiel mit Daten von Laserscannern für Modellunterlagen und mit dreidimensionaler Software-Navigation am Computer eine sichere Planung: optimale Anordnung von Implantaten, präzise schleimhautgetragene Bohrschablonen, exakte Tiefenbohrungen selbst bei beengten Platzverhältnissen – so lässt sich das angestrebte Behandlungsziel sicher erreichen.
Dies zeigt beispielsweise eine neuartige Knochensäge, die die Funktionen eines „Lindemann“ und des üblicherweise in einem zweiten Schritt verwendeten diamantierten Instruments vereint. Die vereinfachte Vorgehensweise zahlt sich sowohl bei einer Wurzelspitzenresektion als auch beim Entfernen von benachbartem Knochengewebe oder bei der Präparation von „Knochendeckeln“ aus – ohne Aufwiegelung des umgebenden Weichgewebes. So kann der implantologisch bzw. endodontisch tätige Hauszahnarzt jetzt viele chirurgische Eingriffe, die bisher eine Überweisung zum Spezialisten erforderten, leichter selbst vornehmen. Ein wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg stellt stets das Vermeiden einer Periimplantitis dar. Dafür lassen sich Hohlräume und Spalten in zusammengesetzten Implantaten nun bereits beim ersten Eindrehen der Verschlussschraube mit Spezial-Sealern versiegeln und so vor schleichender Verkeimung schützen.
Dank der modernen Oberflächentechnologie verbessern sich die Prognose und die Einheilzeiten für implantologische Behandlungen zunehmend. Ein Beispiel stellt die innovative Beschichtung von Implantatoberflächen auf der Basis vonnanokristallinem Calciumphosphat dar. Der Wert des Behandlungsergebnisses für den Patienten wird darüber hinaus durch eine immer ausgereiftere ästhetische Implantatprothetik – zum Beispiel wiederum mit Zirkonoxid – gesteigert.
*In dieser Zahl sind – im Unterschied zu 2005 – auch die Besucher berücksichtigt, die die Messe an mehreren Tagen besucht haben. Die Berechnung erfolgt nach dem im internationalen Messewesen üblichen Standard, den in Deutschland die Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) sicherstellt.
Quelle: http://www.ids-cologne.de
Foto: Koch Zahntechnik GmbH